Nüchtern betrachtet war es besoffen besser

Die Sippe der Wölfe, weit und breit in den Landen von Bayern zerstreut, ward an ein' besonderen Kundschafte herangetragen. Ein Bote, in Gestalt eines Briefpapageien, entsandt vom berüchtigten Piraten Jack, bracht‘ ein' Einladung zur Festlichkeit, ein‘ Gelage mit dem Motto: „Nüchtern betrachtet, war es besoffen besser!“ Nach kurzem Rat halten mit dem kühnen Erik, ward beschlossen, das Jawort zu geben.

Alsbald stund der Tag der Feier bevor, und etliche der Sippenleut‘ gaben ihr Wort, zu erscheinen. In einer Ratsversammlung ward beraten über Speis und Trank, auch Schlummerstätten für das Volk, da das Fest im März anstünde. Zu selbiger Zeit wütete ein Feuer bei einem Krämer, woraufhin eine Sammlung für ihn ins Leben gerufen ward.

Am Donnerstag beluden sie die Reisewägen, auf dass sie zur Stund‘ bereitstünden. Am darauffolgenden Tag spannten sie die Rosse vor die Karren, und der Weg gen Benediktbeuern ward angetreten. Die Wölfe trafen zur rechten Stund' ein, doch der Freibeuter Jack ward vom Schicksal ereilt, und durch eine Flaute kam er verspätet mit seiner Fregatte in den Hafen.

Jedoch! Ein Nachbar des Wirts Pit, der des „Zeitlos“ genannt ward, hatte beschlossen, sein Feld zu düngen, was den Aufbau erschwerte, denn Gestank und Morast waren allgegenwärtig. Doch solch Widrigkeiten vermögen einen wackeren Wolf nicht zu erschüttern.

Nach und nach trudelten die Gäste ein. Wohlgestärkt von Fleisch und Würsten, stürzte sich die Meute ins frohe Getümmel und fand Gefallen an den Neuankömmlingen. Erik, suchend nach dem Mann, der die Kunst des Körperverzierens verstand, fand Chappy. Nach kurzem Feilschen ward er sich mit ihm einig, und bald zierte eine Wolfsrune Eriks Hals.

Die kalte Nacht trieb die Wölfe zuerst ans Feuer, und sodann in die Schenke. Feucht und fröhlich ward bis spät in die Nacht hinein gefeiert, bis gar schließlich alle müden Glieder zur Ruh‘ kamen.

Am Samstagmorgen, da der Raureif noch auf den Wiesen lag und die Sonne kaum den Himmel erhellte, sammelten sich die Wölfe um die Feuerstelle, tranken heißen Kaffee und speisten frische Brötlein. Gra und Mara bereiteten das Hauptmahl vor, und Angel brachte es zum Kochend‘, denn um die neunte Stund‘ nach Mittag sollten weitere Gäste eintreffen.

Den ganzen Tag über stand Erik am Axtwurfstand und hielt die Kinder bei Laune. Noch ehe die Sonnenscheibe unterging, ward Gulasch aufgetragen für die Wölfe und all jene, die den Weg zur Tafel fanden.

Kein Gelage ohne Spiele: „Fällt der Deckel ins Feuer, so muss die Flasche leer!“ Auf solch‘ Weise gingen etliche Flaschen Rum und Met in die Runde und wurden nach den Regeln geleert. Als gar manch einer leicht angeheitert ward, bedurfte es einer festen Grundlage. Da trat Pit in die Küche, um die hungrigen Mäuler zu füttern.

Des Abends, als die Sonne entschwand und die Kälte hereinzog, wurden abermals Feuer entfacht. Doch selbst der gereichte Rum vermochte nicht alle zu wärmen. In der Taverne erklangen die ersten Weisen, und der Duft von würzigem Met zog in die Lüfte. Eine Tänzerin, gekleidet in bunte Gewänder, schritt durch die Menge und zeigte unter fröhlichem Klatschen ihre Kunst. Nur wenige Augenblicke später rief man alle Gäste nach draußen. Dort zeigte Marius seine feurige Darbietung.

Durch das Lodern der Flammen und die Klänge der Musik ward das Gemüt der Gäste erhitzt, und drinnen währte die Festlichkeit bis in die frühen Morgenstunden.

Am Sonntag nach dem Morgengrauen ward alles Hab und Gut eingepackt. Die gesammelten Gaben überreichte man dem Freibeuter Jack, obgleich es weniger war, als erhofft, doch besser als nichts. Jack sprach der Wölfe Lob aus und sprach eine weitere Einladung für den Monat November aus, auf dass ein Markt zur Weihnacht stattfinden sollte. Die Sippe sagte zu, erfreut über die prächtige Stätte und das Thema „Weihnacht für die Familie“, welches allenthalben Anklang fand.

Doch nun, da die Zeit drängte, wurden die Rosse unruhig. Rasch ward Abschied genommen, und die Wölfe brachen auf. Noch vor Einbruch der Dunkelheit kehrten sie heim, und all ihre Gerätschaft ward wohlbehalten verstaut.

©Grimnirs-Wölfe-Bayern. Alle Rechte vorbehalten.

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.